https://wo.steckt.losty.de/Lake_District_2017#329 - Der Weg beginnt wieder relativ einfach. Der grösste Anstieg mit nicht ganz 300hm kommt gleich zu Beginn. Sobald wir etwas Höhe gewonnen haben können wir den Weg zum Scafell Pike sehen - hier scheint heute noch mehr los zu sein als gestern. Richtige Karawanen machen sich auf. Vmtl. weil Wochenende ist.
Das Wetter ist jedenfalls kaum besser (dicht gewölkt und windig, gelegentlich etwas Drizzle), nur der weitere Forecast ist nicht ganz so schlecht. Der Scafell Pike bleibt jedenfalls - solange wir ihn sehen können - in Wolken.
Unser Trek bleibt halbwegs menschenleer. Im Hochland begegnen uns nur 3 andere Wanderer. Aber auch nachdem wir das Hochland verlassen haben passieren wir zwar einige Farmen, treffen aber kaum Menschen.
Nachdem die Karten die ganze Zeit sehr exakt zu sein schienen, offenbaren sich nun ein paar Schwächen. Public Footpath verläuft schon mal querfeldein oder wir folgen einem gut gemachten Weg, der auf der Karte nicht existiert. Gelegentlich zeigt ein "Public Footpath"-Schild auch schon mal in eine Hecke hinein. Das es wirklich hier lang gehen soll erkennt man am angebauten Überstieg über den Zaun. Die Anwohner haben wohl keine Lust auf den Weg und daher alles mögliche an dornigem Gestrüpp dort gepflanzt. Wir schlagen uns trotzdem durch. Ätsch!
Ansonsten ist der Matsch mitunter noch ein Problem. Ob das jetzt "nur Matsch" ist oder wieviel Schaf-, Kuh- oder Pferde-Mist (oder alles zusammen) darin aufgelöst ist, möchte ich gar nicht so genau wissen. Solange man nicht tiefer einsinkt als der Wanderschuh hoch ist, gehts schon irgendwie. Auf die Hose nehmen wir nach 6 Tagen sowieso keine Rücksicht mehr.
Am Ende einer solchen Matsch-Passage begegnet uns die grösste Menschenansammlung, die wir heute zu sehen bekommen: 5 halbstarke Kids spielen neben ihrer Farm. Als da zwei komische Gestalten mit merkwürdigen Rucksäcken aus dem Matsch auftauchen, kommen schnell alle zusamnebgelaufen. Einzig ihr Schäferhund wagt es uns den Matschweg ein Stück entgegen zu laufen. Knurrend. Aber die Kids sind sehr neugierig und löchern uns schon aus der Entfernung mit Fragen, so dass ihr Hund es auch bald gut sein lässt und die letzten Meter stillschweigend eskortiert. Wo wir her kommen? Warum ich da Hausschuhe aussen an meinem Rucksack hätte? Wozu mein GPS gut wäre? ...wollen die Kids wissen. Die unglaublichste technische Erfindung ist aber mein Trinkschlauch. Die Kids können sich beim Besten willen nicht vorstellen wie man daraus trinken kann. Als ich das Mundstück etwas zusammendrücke und Wasser in einer kleinen Fontäne heraus spritzt, ist der Jubel gross. "Again! Do it again! ..." Auch meinen Einwand, dass ich ja noch Wasser zum trinken bräuchte wollen die Kids nicht gelten lassen. Jetzt wollen sie uns noch alles mögliche Zeug auf ihrer Farm zeigen, aber wir müssen weiter. Unsere Fangruppe begleitet uns noch bis zum nächsten Hof. Als wir näher kommen springen die zwei dortigen Wachhunde angriffslustig auf. Sofort rennt Josh - der Schäferhund der Kids - nach vorne und schubst die beiden Wachhunde zur Seite, so dass wir unbehelligt durchmarschieren können. Am anderen Ende des Hofes beginnt wieder eine Matsch-Passage. Die Kids erklären uns, dass sie hier nicht weiter dürften, aber wir weiter vorne über die Wiese gehen sollten - dort ist sauberer. Wir bedanken uns und ziehen weiter.
Ein paar Kilometer weiter erreichen wir eine geteerte Strasse. Schluss mit Matsch. Noch ein paar Kilometer weiter laufen wir in Ravenglass ein. Geschafft! Nach 6 Tagen Lake District haben wir unser Ziel erreicht! Zwar nicht ganz auf der Route, die ursprünglich geplant war, aber das Wetter verlangte eben nach gewissen Anpassungen. Immerhin ist das Ziel noch das gleiche geblieben. Und wir sind mehr als zwei Stunden vor der Zeit. Damit können wir noch einen Zug früher (17h) nehmen. Was ich eigentlich als idyllisches kleines Örtchen an der Küste erwartet hätte entpuppt sich leider als weniger idyllisch. Whitehaven und Atom-Anlage in Sellafield sind in Sichtweite. Auf der anderen Seite ein Sperrgebiet vom Militär. Der Blick über das Meer reicht bis zu einer Ölplattform umringt von Windanlagen. Ausserdem nix los hier. Nicht mal das Mobilfunknetz reicht für irgendwie Internetverbindung aus. Schnell weg hier...